Weißt du, wie viel Plastik du jeden Tag trägst? Vielleicht denkst du nicht darüber nach, aber ein großer Teil deiner Kleidung besteht aus synthetischen Materialien. Laut dem Materials Market Report 2024 von Textile Exchange sind 64% der weltweit produzierten Textilfasern synthetisch, und 57% davon sind Polyester.
Bequem und allgegenwärtig: Polyester ist die meistproduzierte und meistverwendete Faser der Welt und hat sich im Laufe der Jahre in der Mode durchgesetzt, besonders in der günstigen. Doch hinter dieser scheinbaren Praktikabilität verbirgt sich ein großer ökologischer und sozialer Preis.
Seit wir beschlossen haben, Polyester schrittweise aus unserer Produktion zu entfernen, werden wir oft gefragt: „Warum ist Polyester überhaupt ein Problem?“. Es ist ja tierfrei und günstig. Warum also kein Polyester, vielleicht recycelt? Hier sind unsere Gründe.
Polyester: Was es ist und warum es so verbreitet ist

Polyester ist ein synthetischer Stoff, der aus Erdöl hergestellt wird – also aus Plastik. Er wurde Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt, als das US-Unternehmen DuPont (das auch Nylon erfand) die Rechte zur Massenproduktion kaufte und ihn unter dem Handelsnamen Dacron® auf den Markt brachte.
Seitdem ist es das Lieblingsmaterial der Textilindustrie geworden.
Warum wird es so oft verwendet?
- Es ist günstig in der Herstellung
- Es ist strapazierfähig und leicht zu waschen
- Es ist einfach zu verarbeiten und zu färben
Deshalb ist Polyesterstoff das Symbol der Fast Fashion: Er ermöglicht billige Massenproduktion. Zum Vergleich: Polyester kostet etwa 1–1,5 € pro kg, Baumwolle dagegen 2,5–3 €.
Warum Polyester schlecht für Gesundheit und Umwelt ist
1) Fossiler Ursprung und energieintensive Produktion
Polyester ist im Grunde genommen Plastik – PET, wie in Plastikflaschen. Es wird aus Erdöl hergestellt, einer nicht erneuerbaren Ressource. Schon das zeigt, wie schädlich die Produktion ist. Außerdem erfordert sie viel Energie und erzeugt mehr CO₂-Emissionen als Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle.
2) Entsorgung und Kreislauffähigkeit: nicht biologisch abbaubar und schwer recycelbar
Was passiert, wenn wir unsere Polyesterkleidung nicht mehr wollen? Ein Kleidungsstück aus Polyester braucht Jahrhunderte, um sich zu zersetzen – es ist nicht biologisch abbaubar. Inzwischen steigen die Textilabfälle enorm: In Italien produziert jede Person etwa 25 kg pro Jahr.
Und was ist mit recyceltem Polyester? Das sogenannte rPET hat 30–60 % weniger Auswirkungen als herkömmliches Polyester, aber das Recycling bleibt energieintensiv, da es chemische Prozesse wie das Schmelzen von Plastik (PET) erfordert, um neue Fasern herzustellen.
Außerdem erschwert Polyester die Kreislauffähigkeit von Kleidungsstücken, vor allem wenn es mit Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle gemischt wird. Für das mechanische Recycling werden immer reine Zusammensetzungen benötigt.
3) Waschen von Polyester = Freisetzung von Mikroplastik

Hier kommt das bekannteste Problem: Jedes Mal, wenn du ein synthetisches Kleidungsstück wäschst, lösen sich Tausende unsichtbare Mikroplastikteilchen. Diese Mikroplastikfasern gelangen über das Abwasser in die Meere und schädigen das Ökosystem. Man kann das Problem etwas mindern, z. B. mit Waschbeuteln, die Mikroplastik auffangen, aber das löst nicht die Ursache.
4) Hautgesundheit und Atmungsaktivität
Polyester ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch ein persönliches. Da es kaum atmet, führt Polyesterstoff zu starkem Schwitzen. Und weil er oft gewaschen werden muss, bedeutet das auch mehr Energieverbrauch und Mikroplastik.
Naturfasern wie Wolle oder Baumwolle lassen Wärme und Feuchtigkeit nach außen entweichen. Das sorgt für mehr Komfort und weniger Gerüche – einfach lüften genügt, um das Kleidungsstück zu „erfrischen“ und Waschen zu vermeiden.
Außerdem enthalten günstige Polyesterkleidungsstücke oft aggressive chemische Rückstände (Farbstoffe, Schimmelhemmer, Fixierer), die Hautreizungen oder Polyester-Allergien verursachen können.
Wie man Polyester in Kleidung vermeidet: unser plastikfreier Fleece
Wir glauben an Herausforderungen und an zirkuläre Alternativen zu dem, was es schon gibt. Deshalb wollten wir eine echte Alternative zu Polyester schaffen – ein Kleidungsstück, das es so noch nicht gab: Margaret und Richard, unsere Fleecejacken aus 100 % Wolle, davon 80 % recycelte. Hier sind die wichtigsten Vorteile:
- Keine synthetischen Fasern = kein Mikroplastik beim Waschen
- Vollständig biologisch abbaubar, atmungsaktiv und warm
- Weniger Waschen nötig – einfach an der Luft auslüften genügt
- Hergestellt aus recycelte Fasern, die dank Farbsortierung alter Kleidung den ökologischen Fußabdruck stark reduzieren
- Regional produziert in der Toskana – vom Garn bis zur Fertigung

Der Erfolg unseres nachhaltigen Fleece – mit über 400 Vorbestellungen zwei Monate nach dem Start – zeigt, dass eine Alternative zur schnellen, umweltschädlichen Mode möglich ist, besonders wenn sie auf eine echte Nachfrage trifft.
Auch wenn sie mehr Pflegeaufwand vom Kunden erfordert.
Auch wenn man auf die Produktion warten muss, um Überproduktion und Verschwendung zu vermeiden.